Uppps, fahren überhaupt Züge?
Bevor es am Sonntag, den 26. Oktober 2014 tatsächlich losgehen konnte, waren vorher noch zwei nervenaufreibenden Wochen zu überstehen:
Streik der Deutschen Bahn!!! Am Wochenende, bevor wir nach Berlin abreisen wollten, wurde ja von Freitag Nachmittag bis Montag Morgen gestreikt, es fuhren in ganz Deutschland kaum Züge!!!
Ach, Du Schreck!
Sollte Gennas erste große Fahrt tatsächlich gar nicht erst stattfinden können?
Aber nach mehreren Tagen Bibbern und Hoffen kam dann glücklicherweise gerade rechtzeitig die Entwarnung: kein Streik mehr bis mindestens Anfang November! Puuuh, da hatten wir aber nochmal richtig Glück gehabt!!!
Also stand der großen Fahrt nichts mehr im Weg! Koffer waren gepackt und auch die wichtigen Sachen nicht vergessen! :-)
Der große Klappnapf wurde extra für die Reise angeschafft, damit das hungrige und durstige Hundetier einen stabilen Napf in einer "angemessenen" Größe dabei hat und das arme Frauchen nicht ein Riesenteil aus Edelstahl herumschleppen muss! (Frauchen hatte für sich und Hund - samt VetBed und Napf - übrigens den kleinsten Koffer, die Mädels hatten größere dabei! Aber Annika war so lieb und hat das Hundefutter mitgeschleppt! ;-)
Es geht looohooos!!!
Am Sonntag früh um 6:52 Uhr war die Abfahrt des ICE, der uns direkt ohne umzusteigen ziemlich flott bis um 13:25 Uhr nach Berlin bringen würde, damit die arme Gennamaus nicht noch länger aufs Pipimachen warten muss!
Die Fahrtzeit von Haustüre bis Haustüre (inklusive Auto/Zug/U-Bahn) hatte ich mit ca. 8,5 Stunden kalkuliert. Das sollte Genna problemlos schaffen!
Wir waren natürlich superpünktlich in Freiburg am Hauptbahnhof, nach dem Motto "bloß nicht den Zug verpassen", denn mit einem Sparpreisticket ist nicht zu spaßen - nix mit "nehmen wir halt den nächsten Zug"! Die Eltern von Annikas Freundin hatten uns netterweise frühmorgens hingebracht.
Wunderbar pünktlich um 6:50 Uhr traf der ICE 374 auf Gleis 1 ein. Noch ein letztes Verabschieden und schon marschierten bzw. rollten wir mit unserem Gepäck im Gänsemarsch durch den Zug: Annika - Koffer - Annikas Freundin - Koffer - Genna - Stephanie - Koffer, da die Gänge so schmal sind, dass ein größerer Trolley kaum neben einem getragen werden kann.
Platz ist in der kleinsten Hütte - oder nicht?
Die erste unliebsame Überraschung erlebten wir - wie der/die aufmerksame Leser/in schon bemerkt haben wird - gleich nach dem Einsteigen, als wir unsere Sitzplätze gefunden hatten:
Das dämliche Tischbein war tatsächlich direkt in der Tischmitte angebracht, so dass dort höchstens ein sehr kleiner Hund zwischen vier Füßen Platz gehabt hätte, aber niemalsnicht ein Schäfi!!! Neeee, oder?!? Was nun? Von den vier Sitzplätzen hatten wir drei reserviert, der vierte Platz war erst von jemand anderen ab Mannheim reserviert.
Ok, dadurch war zumindest anfangs etwas mehr Platz: ein Drittel Hund unter dem Tisch, ein Drittel (das Hinterteil ;-) unter dem freien Stuhl und das letzte Drittel (der Kopf) im Gang .
Arme Genna! So früh wurde sie heute aufgeweckt und nun war an richtiges Schlafen nicht zu denken: Jedes Mal, wenn der Zug anhielt und Passagiere ein- oder ausstiegen, wurde ihr Kopf zur Seite geschoben oder hochgehalten, damit niemand auf die Plüschöhrchen tritt oder ein Koffer darüber rollte! Aber Genna hat es überhaupt nicht gestört. Dieser coole Hund hat sich einfach zur Seite schieben lassen und sofort weitergepennt!
In Freiburg war der ICE ja noch erfreulich leer, aber leider hat sich dieser Zustand innerhalb der nächsten zwei Stunden drastisch verändert, so dass innerhalb kürzester Zeit der Zug vollbesetzt war!
Aber wir haben richtig Glück gehabt, denn sämtliche Mitfahrer/innen waren total hundefreundlich! Auch die Dame, die dann ab Mannheim mir gegenüber am Gang saß, hat extra stundenlang ihre Beine um die schlafende Genna herum gestellt, damit das "Hundele" genügend Platz zum Liegen hat!! Sooo nett!!!
Einen Freund hat Genna auch gefunden: Der eigentlich gar nicht mehr sooo kleine Junge wollte sich unbedingt zu Genna auf den Boden legen - zur Belustigung aller Mitreisenden!
Ach ja: einen Maulkorb hat Genna übrigens im Zug während der gesamten Fahrt überhaupt nicht benötigt! ;-)
Wann kommen wir denn endlich an...?
So weit - so gut! Das hatte bis dahin ja alles prima geklappt! Bald wären wir in Berlin und hätten den ganzen Nachmittag noch, um schön spazieren zu gehen und vielleicht sogar eine erste Besichtigungstour mit dem Bus zu machen!
Aber wie heißt es so schön: Man sollte den Tag nicht vor dem Abend - bzw. die Zugreise nicht vor der Ankunft - loben!
Gut zwei Drittel der Strecke war bereits geschafft, als der Zug plötzlich in einem Tunnel anhielt - und stehenblieb!!
"Signalstörung" hieß es, über zehn Minuten standen wir dort, ohne zu wissen, wann die Fahrt denn nun weiterginge. (Wenigstens blieb das Licht im Zug an ;-)
Endlich ging die Fahrt weiter, nun schon mit 15 Minuten Verspätung! Unsere Vermieterin wollte zwischen 14:00 und 14:30 Uhr in der Ferienwohnung mit dem Schlüssel auf uns warten, da sie anschließend noch einen Termin hatte. Hoffentlich war das nun noch zu schaffen...
Na ja... bis Göttingen kamen wir dann ohne weitere Verzögerung... dann meinte Annika, "der Zug hört sich aber irgendwie anders an beim Bremsen, so laut!" Hhhmmmmm... wo sie recht hat, hat sie recht...! Ob es nun tatsächlich die Bremsen waren oder irgendetwas anderes, egal! Auf jeden Fall standen wir dann am nächsten Bahnhof und mussten warten, weil "etwas heißgelaufen sei und vor der Weiterfahrt eine dringende technische Überprüfung erforderlich sei"!
Na, prima! Nun fahre ich einmal ICE - und dann so etwas! *grummel*
...oder eher: Kommen wir überhaupt an? :-(
Gerade als ich mit unserer Vermieterin telefonierte und ihr von unserer bisherigen Verspätung erzählte, bremste der ICE auf freier Strecke ab und blieb stehen!! Zu dem Zeitpunkt waren wir nur noch ca. 15 Minuten von Berlin-Spandau entfernt.
Nach etlichen Minuten kam die Durchsage, dass die Strecke vor uns leider komplett gesperrt sei, da der Zug unmittelbar vor uns in einen Personenschaden verwickelt wäre. Wie lange wir warten müssten und wie bzw. wohin es überhaupt weiterginge, sei noch ungewiss.
So allmählich machte ich mir dann doch Gedanken, wie die arme Genna das Ganze verkraften sollte! Inzwischen war es drei Uhr mittags, sie war das letzte Mal morgens um 6 Uhr pieseln! Und wann wir nun ankommen würden, stand in den Sternen!
Endlich kam die Nachricht, wir würden nun rückwärts eine Umleitungsstrecke nach Berlin fahren, allerdings würde das mindestens noch ein bis drei Stunden dauern, denn alle hinter uns stehenden Züge würden zuerst fahren müssen...
"Oh nein, die arme Genna!! Was machen wir denn bloß?" war mein erster Gedanke! Der zweite "Und wie kriegen wir jetzt den Schlüssel für die Ferienwohnung...?"
Zur Hüüülfff - Pinkelpause!?!
Puuuh, zum Glück hieß es dann noch: "Außerplanmäßiger Halt in Wittenberge" - wo auch immer dieses Örtchen liegen möge, es war DIE Chance, Genna kurz raus zu lassen!
Aber das Risiko, den Zug dann - alleine mit Hund auf dem Bahnsteig stehend - zu verpassen, war mir zu hoch, deshalb habe ich der Zugbegleiterin von unserem Dilemma erzählt. Sie hatte vollstes Verständnis für unsere Süße und meinte, sie würde mir ganz am Anfang des Zuges die Türe entriegeln, die dann auch nicht von alleine zuginge, so dass Genna am Ende des Bahnsteiges Pipi machen könne! So bin ich also mit der Schäfimaus durch den vollbesetzten Zug bis ganz nach vorne hinter der Zugbegleiterin hermarschiert.
Als der Zug dann in Wittenberge hielt ... konnte Genna nicht Pipi machen!!! Man macht doch nicht auf Fliesen, das geht einfach GAR NICHT!!! Alles Überreden half nicht, Genna konnte da kein Pipi machen!
Also wieder rein in den Zug und zurück zum Platz. Da war aber keine Annika! Die sei draußen und würde uns suchen!!! Uuuaaaahhh!!! Nichts wie raus mit dem Hund, da stand Annika auf Socken auf dem Bahnsteig!!! Da wir nun schon wieder draußen waren, sind wir gaanz schnell zum anderen Ende des Bahnsteigs gelaufen - immer mit Blick auf die noch draußen stehenden Leute (die armen Raucher, die wohl auch sehnlichst auf diesen Stopp gewartet haben!), denn da war ja keine Tür mehr, die offen blieb!!
Und da stand GsD ein Mülleimer mit etwas Dreck am Boden! Dort konnte Genna tatsächlich pieseln! Uffff!!! Tja, ein ZU gut erzogener Hund, kann manchmal auch Probleme bereiten... *grins*
(Annikas Socken habe ich mir noch nicht genauer angeschaut... ;-)
Ende gut - alles gut!
Danach sind wir aber ohne weitere Zwischenfälle in Berlin angekommen - mit fast 3,5 Stunden Verspätung!!!! Muss man erst einmal schaffen bei einer normalen Fahrtzeit von 6,5 Stunden!
Aber egal, nun hieß es:
BERLIN - da sind wir!!!
Unsere nette Vermieterin hat natürlich auch auf uns so lange gewartet und uns die Schlüssel statt mittags dann erst am frühen Abend übergeben! Viiieeelen Dank!!
Und Genna?
Das ist der absolut coolste Hund der Welt!!
Die wäre bestimmt auch noch 10 weitere Stunden mit uns ohne Probleme unterwegs gewesen - "Dabei sein ist alles!!!"
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